Literaturkritik

Tatort Propagandamühle

Der MDR hat einen neuen Radio-Tatort produziert, den Hörspiel-Ableger der beliebten DEGETO-Fernsehkrimis: „Auserwählt“ von Dirk Laucke.

In einem vom Landeskriminalamt Magdeburg überwachten Telegram-Kanal hat ein anonymer Wirrkopf damit angegeben, einen Mord begangen zu haben. Sonst gibt es keine weiteren Spuren, aber die superschlaue Oberschnüfflerin Gesche Kraus vom LKA glaubt es sofort und macht sich auf den Weg in die Kleinstadt Lörben. Denn nur dort gibt es einen entlassenen Pfarrer, der für öffentliche Unruhe sorgt.

An der Lörbener Kirche findet gerade wieder ein Thesenanschlag statt und die Dorfpolizistin Nancy Ritter bekommt einen Faustschlag ab. Schon das ist völlig unrealistisch, denn wer 2021 und 2022 auf den Straßen hemmungslos geprügelt hat, dürfte bekannt sein. Polizistinnen-Bruder Tommi Ritter muss nun sein Kind selbst von der Kita abholen, wobei er sich verspätet. Die Kindergartentante macht Du-Du! Weil die Großeltern „Impf“-Verweigerer sind, muss das Kind vor ihrem Einfluss bewahrt werden.

Überhaupt strotzt Lauckes Krimi vor Klischees und Stereotypen, die immer nur ad hominem vorgeführt werden, als menschliche Mängelwesen. Die Querdenker, die Evangelikalen, die Wutbürger und vor allem die Neonazis, sie alle genügen nicht den Ansprüchen des Autors. Die Faschismus-Vorstellungen des ehemaligen MZ-Journalisten Dirk Laucke ähneln denen Putins. Rechts vom herrschenden Narrativ gibt es nur noch Nazis!

Ex-Pfarrer Martin Hoffmann kann sich seiner Verhaftung entziehen, auch das ist unrealistisch bei den allgegenwärtigen Knüppelgarden. Dorfschmied Rochlitz wurde mit seinem eigenen Schwert zerstückelt, während Basti, der jugendliche Mörder „Ein bißchen Frieden“ von Nicole hört. Super-Cop Gesche Kraus vom LKA kann ihm nichts beweisen und so nimmt das Schicksal seinen Nazi-Nazi-Lauf. Und die Handwerkerschaft radikalisiert sich auch.

Der durchgeknallte Mörder Basti schnetzelt seine Oma, die Kindergartentante. Und die Festnahme des „Hasspredigers“ Hoffmann sorgt für die Tatort-typische Zuspitzung. Die „irren Wutbürger“ haben plötzlich eine Bombe. Aber was ist ihr Ziel? Kriminalistischer Scharfsinn kennt auch hier die Antwort: das örtliche queere Café. Das Kriminalist*Innen-Trio eilt zum Anschlagsort und Dorfpolizistin Nanci wird zur Heldin.

Insgesamt ist dieser Radio-Tatort ein propagandistisches Machwerk, auf das Veit Harlan neidisch gewesen wäre. Interessant sind nur die Wirklichkeits-Ausschnitte, die zur Illustration der agitatorischen Botschaften dienen. Reales Vorbild des entlassenen Pfarrers Martin Hoffmann ist wahrscheinlich auch ein Martin: Martin Michaelis war Vorsitzender des Thüringer Pfarrervereins – bis er seine Positionen in der Corona- und Impfdebatte öffentlich vertrat. Jetzt schreibt er wirklich lesenswerte Artikel auf

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MDR Unkultur

Neulich im Mozart-Kanal von Klassik Radio: „Nur ein Spot“, verspricht die Micky-Maus-Stimme. Dann kommt eine bezahlte Werbung vom MDR-Literaturmagazin „Unter Büchern“. Die müssen es ja nötig haben.

Am Samstagabend dann die Sendung: Stephan Ludwig durfte endlos für seine klamottigen Krimis werben. Textreste von Günter Grass wurden zu einem neuen Buch zusammen gekleistert. Unvorstellbar, dass die Naumburger Uta geschlagen wurde. Die wurde gar minniglich umworben, als es soweit war. Und wurde auch sonst hoch in Ehren gehalten. Gut vorstellbar, dass sie eine Menge bei der Dombau-Förderung zu sagen hatte. Der alte SS-Mann hatte keine Ahnung, aber durchaus die Fähigkeit zur Selbstkritik. Am schlimmsten aber war ein bestellter Leitartikel von einem literarischen Mietmaul, das aus einer Alltagssituation heraus mehr schwere Waffen für die Ukraine forderte. Warum ist das alles nur so ein Bullshit?